Prof. Ralf Roessler stellte als wissenschaftlicher Leiter der 25. Fortbildungstage der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt in Wernigerode das Programm zusammen.
Prof. Dr. Ralf Rössler hatte als wissenschaftlicher Leiter der Fortbildung einige namhafte Referenten in den Harz eingeladen. Prof. Dr. Georg Gaßmann, Köln, zeigte Optimierungsmöglichkeiten für das Weichgewebsmanagement – auch mit kollagener Matrix. Generell empfiehlt er, in der Parodontalchirurgie minimalinvasiv zu arbeiten und zeigte verschiedene Methoden (z.B. microverzahnte Pinzette) dafür.
Das Bindegewebstransplantat schneidet für Gaßmann immer noch besser ab, als die kollagene Matrix. Aber gerade im periimplantären Bereich würde er sie in Betracht ziehen. Vor allem in drei Situationen:
- Vor der Augmentation/Implantation zur Schaffung eines keratinisierten bedeckten Gewebes
- Vor und mit der Freilegung
- Nach prothetischer Versorgung bei ungünstigen periimplantären mukosalen Verhältnissen
Düsseldorfer Konzept
Das Düsseldorfer Konzept für die Periimplantitis stellte Dr. Gordon John vor. Er vertiefte noch einmal die aktuelle DGI-Leitlinie zu dem Thema und betonte auch, dass es bei der periimplantären Mukositis keine Vorhersagbarkeit gebe, dass diese reversibel sei. John hatte einige praktische Tipps für die Teilnehmer: Er hält OPG und Zahnfilm für ausreichend in der Diagnostik. Das BOP sei für ihn der wichtigste Parameter für die akute Entzündung.
Für das Biofilmmanagement zeigte er die in Düsseldorf verwendeten Geräte und Materialien. Alternativen seien vor allem die photothermische Therapie und der Laser. Zwar entferne der Laser den Biofilm komplett. „Er ist allerdings sehr teuer und die Anwendung dauert sehr lange“, erklärte John.
Vertrauen der Patienten ist Kapital
Die Rezessionsdeckung betrachtete Frederic Kauffmann, Würzburg. Er sieht darin vor allem ästhetische und funktionelle Verbesserungsmöglichkeiten. Für eine Beschleunigung der Wundheilung empfiehlt er Hyaluronsäure, PRGF sowie Schmelz-Matrix-Proteine.
Ein ganz anderes Thema brachte PD Dr. Christoph A. Ramseier, Bern, aus der Schweiz mit. Er zeigte, wie man die Kommunikationstechnik des Motivational Interviewing gerade für die optimale Mitarbeit der PA-Patienten nutzen könnte. „Vertrauen ist Kapital“, betonte er. Patienten, die dem Behandler vertrauen, würden auch optimal wiederkommen (pünktlich, ohne Absagen).
Bei der Kommunikationstechnik gehe es laut Ramseier darum, weniger zu empfehlen und dem Patienten mehr Fragen zu stellen. „Diese Art der Gesprächsführung hat auch positive Auswirkungen auf den Blutungsindex“, sagte Ramseier.
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Neue Leitlinie
Eine ganz neue S3-Leitlinie, die kurz vor der Veröffentlichung steht, brachte Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Halle/Saale, mit in den Harz. Dabei geht es um die zahnärztliche Chirurgie bei oraler Antikoagulation/Thrombozytenaggregationshemmung. Al-Nawas betonte, dass die Praktiker nicht unbedingt wissen müssen, welche verschiedenen Auswirkungen all die verschiedenen Medikamente haben würden. „Aber sie sollten sensibilisiert sein.“
Für neue orale Antikoagulantien empfiehlt die Leitlinie beispielsweise, dass bei einfachen Eingriffen im komprimierbaren Bereich die Therapie weiterführt werden sollte. Der OP-Zeitpunkt sollte in möglichst großem Abstand, das heißt kurz vor der nächsten regulären Einnahme erfolgen.
Generell sieht Al-Nawas eine andere Art der Patientenführung bei dieser Art Risikopatienten. „Man sollte über das erhöhte Blutungsrisiko aufklären und die Behandlung nicht unbedingt am Freitag durchführen, um den Patienten dann ins Wochenende zu entlassen“, riet der Experte.